Meine Stillerfahrung mit Julia

Unseren Sohn Mathias habe ich aus viel zuviel Unerfahrenheit und Selbstvertrauensmangel mal nach 6 Wochen abgestillt und das habe ich über die Jahre sehr bereut. Als ich bei Julia dann nach vielen Versuchen doch schwanger wurde, war meinem Mann und mir von Anfang klar, so wie es bei unserem Sohn war, durfte es nicht enden. Mathias leidet seit Geburt an Neurodermitis und wir haben uns bei verschiedenen Ärzten über das erneute Risiko erkundigt und wie man dies etwas verringern könnte. Wir bekamen von vielen Stellen zuhören mindestens 6 Monate voll zu stillen und was daraus geworden ist, könnt Ihr hier erfahren:

Julia kam am 28.07.00 auf die Welt und war eine Spontangeburt. Es ging alles so schnell, mein Mann und ich waren eigentlich von Mathias her noch viel anderes gewöhnt. Julia wurde einer kurzen ärztlichen Kontrolle unterzogen, da die Geburt sehr schnell vor sich ging wurde Ihr dabei das rechte Schlüsselbein gebrochen. Danach wurde Sie mir auf den Bauch gelegt. Und dieses Bild vergessen wir nie. Julia gab uns zu verstehen, dass sie nach oben wollte und das zarte Mündchen versuchte was zu finden. Und siehe da, Sie hat es geschafft. Sie hat auf Anhieb gesaugt, als ob Sie es schon eine Ewigkeit gemacht hätte. Während meines Krankenhaus Aufenthaltes hatte ich immer Unterstützung durch meine Hebamme und das Stationspersonal und Julia durfte 24 Stunden an meiner Seite verbringen. Das war mir von Anfang an sehr wichtig. Julia wurde immer nach Bedarf angelegt. Am dritten Tag bekam ich meinen Milcheinschuss der mir etwas Probleme bereitet. Die Hebamme machte mir Quarkwickel und kalte Umschläge. Julia verweigert immer meine rechte Brust. Wir haben andere Stillpositionen ausprobiert, aber Sie hielt nicht viel davon. Da meine Brüste spannten und mit Ausstreichen, Quarkwickel und kalte Umschläge nichts zu machen war, hat meine Ärztin gemeint ich solle Julia stillen und die restliche Milch abpumpen. Damit bekam ich meine Anfangsprobleme recht gut in den Griff.

Zu Hause angekommen haben mein Mann und ich gleich klar gestellt, dass wir keine Ratschläge benötigen und es mögen nicht alle gleichzeitig zu uns kommen. Ich habe Julia immer nach Bedarf angelegt und habe immer wieder mit gestauter Milch zu kämpfen gehabt. Habe immer wieder Quarkwickel und kalte Umschläge gemacht. Und eine Sorge hat uns Julia immer noch gemacht. Wegen dem Bruch des Schlüsselbeines wollte Sie einfach nicht an die rechte Brust. Ich habe verschiedene Stillpositionen durch probiert und habe Sie auch schon im Schlaf gezielt versucht zuerst dort anzulegen, leider ohne Erfolg. Nur in die Nähe dieser Brust zu kommen, hat Sie sich mit Armen und Beinen geweigert. Ich habe dann entschlossen, diese Seite einfach abzupumpen und Ihr dies aus der Flasche zu geben. Aber das wollte Sie schon gar nicht. Schob mit Ihrer Zunge immer die Flasche wieder heraus. Einfach nur die linke Brust war für Sie okay. Nach zwei Monaten nur links zu stillen und rechts abpumpen, war für mich der Zeitpunkt gekommen um was daran zu ändern. Da habe ich mich mit meiner Hebamme in Verbindung gesetzt und mich erkundigt, wie dies mit dem nur einseitigen stillen wäre. Julia trank immerhin schon längere Zeit nur an der linken Brust und die Flasche mit der abgepumpten Milch von der rechten Brust nahm Sie ja nicht. Die Hebamme gab meinem Vorhaben recht und ich habe einfach zu Julia gesagt : Da du die Flasche und meine rechte Brust nie ganz akzeptiert hast, gibt es daraus einfach nichts mehr. Ich konnte und wollte nicht mehr so weiter machen. Mein Ziel war es immerhin 6 Monate voll zu stillen und unter diesen Umständen hätte ich es nicht geschafft. Mein erster tiefer Punkt war gekommen, wo ich aufhören wollte mit dem stillen. Julia bekam ihren Wachstumschub und ich war nur noch mit stillen beschäftigt. Jeder fragte nur nach dem Befinden von Julia und was war mit mir? Ich war total erschöpft und fragte mich immer wieder was steht dafür um es soweit zu kommen zu lassen, dass man sich seiner Gefühlswelt nicht mehr bewusst ist. Was man möchte und was nicht? Dank der tatkräftigen Unterstützung durch meinen Mann und unseren Sohn haben wir solche Krisen recht gut in den Griff bekommen. Ich konnte mich in der Zeit wo Julia schlief immer wieder auch hinlegen und mich ausruhen. Und die Hausarbeit konnte warten bzw. mein Mann erledigte die nötigsten Sachen.

 Julia kam sehr gut damit zurecht, dass es nur noch links was zu trinken gab. Sie blühte richtig auf und ich war irgendwie innerlich traurig, dass ich es nicht geschafft habe Julia zum beidseitigen stillen zu animieren. Mit der Zeit habe ich mich dann damit abgefunden. Besser so, als Sie hätte gar nicht mehr gewollt. Meine rechte Brust machte mir arg zu schaffen. Sie spannte und spannte immer mehr. Ich streifte die Milch bis zur Erleichterung dort aus und machte Quarkwickel und legte Eis auf und mit der Zeit regulierte sich die Milchbildung dort bis eines Tages fast nichts mehr kam. Heute sieht es zwar etwas komisch aus. Die rechte Brust ist viel kleiner als die linke. Ich hoffe, dass sich dies dann nach der Stillzeit wieder normalisiert. 

Ich habe Julia immer nach Bedarf angelegt und zu jeder Tages- und Nachtzeit. Wann immer Julia es wünschte. Wir hatten keinen fixen Rhythmus, dass unseren Verwandten nicht immer ganz gefiel. Wenn Julia sich nach kurzer Zeit wieder meldete, hieß es nur, gib dem Kind was anständiges zu essen, sie hat schon wieder Hunger. Die wird mit deiner Brust nie satt. Julia schlief die Nacht auch nie durch. Das ich mir aber ab und zu mal sehr gewünscht hätte. Gib dem Kind die Flasche und Sie wird durch schlafen. Solches und mehr haben wir unzählige Male gehört.  Und diese Sätze machten mir anfangs sehr zu schaffen. Ich war mir aber ganz sicher, dass Julia genug mit der Brust bekommt. Sie war nach der Stillzeit immer ganz friedlich und lächelte einem entgegen und die Windeln waren auch immer durch nässt. Also was mochte man mehr. Die Nächte waren ab und zu auch mal anstrengend, wo ich jede halbe Stunde Julia gestillt habe und am Morgen nicht aus dem Bett kam, weil ich einfach zu müde war. Und da ich nur linksseitig stille, haben wir alle Wachstumschübe gemeistert. Und auf das bin ich sehr stolz.

Am 28.12.00 bekam ich eine Sturzblutung. Die einfach nicht aufhören wollte. Mir ging es jeden Tag schlechter und schlechter. Mein Kreislauf fiel in den Boden, weil ich zuviel Blut verloren habe. Am 31.12.00 entschieden wir uns dann ins Krankenhaus zu fahren und ich bekam Hormone um den Hormonhaushalt wieder in Ordnung zu bekommen. Auf die Frage, wie dies sich mit dem stillen vertragen würde, wurde uns nur gesagt, meine Gesundheit sei wichtiger. Aber normalerweise würde sich dabei nichts ändern bzw. würde dem Kind nicht  schaden. Nach zwei Tagen haben wir aber bemerkt, dass die Medikamente doch Nebenwirkungen hatten. Julia weinte nach jeder Stillmahlzeit ganz entsetzlich. Was war nur los? Die Milch ist zurück gegangen durch die Medikamente. Und nun, fragte ich mich? Fertigsäuglingsnahrung kam für uns nie in Frage, wegen dem fremden Eiweiß. Wir hatten es immerhin 5 Monate geschafft voll zu stillen. Als erstens brauchten wir unsere Reserven von eingefrorenen Muttermilch wiederum mittels Flaschenversuch auf. Julia verweigerte die Flasche und wir kauften andere Flaschenaufsätze. Mit Latexaufsätzen hatten wir etwas mehr Erfolg. Ich habe Julia zuerst an die Brust angelegt und danach mittels aufgetauter Muttermilch fertig "gestillt". Aber die Reserven waren nach einer Woche auf gebraucht und danach kochte ich etwas Wasser mit einem Schuss Rahm und Reisschleim auf und gab es Julia. Aber Sie wollte dies nicht mehr aus der Flasche und deshalb habe ich es Ihr ganz einfach dicker gemacht und Ihr dies mit dem Löffel gegeben. Das schmeckte Ihr sehr gut. Und wir waren leider eine Woche vor 6 Monaten damit konfrontiert worden mit der Zufütterung. Nach dem ich die Medikamente fertig genommen habe, habe ich auch die Milchmenge wieder steigern können.

Für Julia war aber klar, sie wollte nun aber weiterhin mehr als nur Mamas Brust. Die Löffelkost gefiel Ihr einfach zu gut und auf die wollte Sie nicht mehr verzichten. Ich habe Julia als Anfangskost geriebene Äpfel gemacht und Ihr zwei Wochen nur diese Löffelweise versucht. Damit ich sicher gehen konnte, dass es Ihr gut tut. Den Rest habe ich Julia gestillt. Mit 6 1/2 Monaten hat Julia das erste Mal so richtig zu gebissen, dass ich an die Decke springen konnte. Sie hatte zwar noch keine Zähne, aber es tat höllisch weh. Zwei Tage später hatte Sie Ihren ersten Zahn. Und danach ging das beißen weiter. Sie nahm mich irgend wie nicht ganz ernst, mit dem was ich sagte, dass Sie nichts mehr bekommen würde, wenn Sie weiter beißen würde. Ich habe jedes Mal wenn ich Julia anlegte, schon Panik bekommen, wenn Sie nun wieder zu beißen würde. Eines Tages machte ich aber bei Julia ernst, als Sie wieder unverhofft Zubiss. Nahm Sie weg und sagte ganz laut einfach: NEIN, so gibt es nichts mehr. Sie weinte zwar ganz erbärmlich, aber meine Brustwarze war schon ganz offen. Julia wollte immer wieder angelegt werden im Laufe des Tages, aber ich war ganz stur und sagte einfach nein. Abends vor dem zu Bett gehen, habe ich Ihr nochmals zu verstehen gegeben, dass man nicht beisst. Sie sah mich ganz bittend dabei und ich habe Julia angelegt und hatte dabei im Hinterkopf schon wieder, wenn Sie wieder zu beisst, was dann? Aber ja Julia hat nicht wieder gebissen. Sie hat mich ganz verstanden, was ich Ihr zu verstehen gab und ich war endlich wieder glücklich.

Anfangs wollte ich eigentlich nur die 6 Monate stillen, aber in der Zwischenzeit hat sich vieles geändert. Wir haben alle zwei Wochen ein neues Lebensmittel ausprobiert und so die Stillmahlzeiten reduziert. Julia hat vor dem 1. Geburtstag keine Milch- und Milchprodukte bekommen zur Vorbeugung von Neurodermitis. Und man glaubt es kaum, Julia war bis auf die Windpocken und den Soor eigentlich nie ernsthaft krank.

Bezüglich Mundsoor möchte ich den Stillenden Mütter noch einen Tipp mit geben. Lassen Sie sich auch behandeln. Der Soor ist ein Pilz und geht auch in die Brust über, wenn es auch nicht immer die Ärzte gerne zu geben. Es wird immer nur das Kind behandelt, aber die Mutter vergisst man ganz einfach und der Kreis findet nie ein Ende. Der Soor kommt immer und immer wieder, wenn Sie nicht auch mit behandelt werden. Sie merken es sehr bald, wenn Ihr Brust schmerzt und sticht, wie man mit einem Messer darauf stechen würde. Wir haben damals für unsere Tochter Daktarin- Gel für den Mundbereich und Candio-Hermal soft- Paste für den Windelbereich bekommen. Mit dem Daktarin-Gel habe ich meine Brustwarze eingerieben und die Homöopathischen Borax D200 Globuli eingenommen und nach kurzer Zeit war alles wieder in Ordnung.

Und Julia ist heute 18 Monate und wird immer noch nach Bedarf 2- 3 mal täglich gestillt. Morgens, abends und eventuell mal nachts. Und Julia schläft mal nachts durch und dann wiederum nicht. Und heute bekommen wir ab und zu mal zu hören, wie lange ich noch vor habe Julia zu stillen. Sie würde nie mehr von mir los kommen. Na ja dazu will ich nur sagen, lasst die Menschen reden. Jede Mutter weiß am Besten, was dem Kind am besten bekommt. Und was gibt es gesünderes als die Muttermilch. Und an ein Ende denken wir beide glaube ich noch nicht so schnell. Wir genießen einfach diese Stillzeiten noch ganz bewusst und wir haben viele Höhen und Tiefen gemeinsam gemeistert. Und jede Stillbeziehung ist was einzigartiges, wie unsere Kinder es auch sind.

Und Julia hat sich am 03.03.2002 entschieden nicht mehr gestillt zu werden. Alle meine Einfälle wie es noch funktionieren könnte für ein weiter stillen haben versagt. Ich werde diese Entscheidung nun akzeptieren müssen. Ich habe ja immer gesagt: Julia darf entscheiden, wenn sie nicht mehr gestillt werden möchte. 19 Monate haben wir es beide gemeinsam durch Höhen und Tiefen gemeistert und ich bin auch ganz stolz auf diese Leistung. Den es war nicht immer leicht.
Beate mit Julia


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Letzte Aktualisierung am 25.05.2005
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