Beikost -
Essen lernen für Zwerge
von
Mag. Ingeborg Hanreich
Zwischen
5. und 7. Lebensmonat beginnt Ihr Kind sich für eine neue Ernährungsform zu
interessieren. Es will lernen, „zu essen wie die Großen“. Mittlerweile
ausreichend entwickelt, um die Nahrung vom Löffel mit der Zunge nach hinten
schieben zu können. Außerdem werden etwa im 6. Monat die Mengen an Eiweiß,
Eisen und Vitaminen in der Milchnahrung knapp, weil Babys nun
bewegungsfreudiger werden und vermehrt wachsen. Bis dahin wurde das Kind mit
Muttermilch oder Säuglingsanfangsnahrung (Pre, 1er) alleine ausreichend
versorgt. Jetzt wird es Zeit für die Beikost! Als Beikost wird alles, was
nicht Muttermilch oder Säuglingsflaschennahrung ist, bezeichnet. Beikost umfasst
also sowohl Gemüse- und Obstbreie, als auch Getreidebreie, Kekse, Brot sowie
alle Getränke (Säfte und Tees).
Vorzeitiger
Beikostbeginn - unnötig und allergiefördernd
Viele
Eltern überfordern ihre Kinder, weil sie meinen, daß diese schon im 4. Monat
die Vielfalt auf dem Löffelchen serviert bekommen sollten - so wie es früher
aufgrund der mangelhaften Ausgewogenheit der Flaschennahrung notwendig und üblich
war. Das liegt zum Teil an mangelhafter Information. Auf Beikostartikeln aller
Art findet sich nämlich die Zeitangabe „nach dem 4. Monat“. Laut der
neuen EU-Beikostverordnung darf jegliche industriell gefertigte Beikost erst
ab dem 5. Monat angeboten werden. Die große Ziffer 4 auf dem Etikett lässt
eilige Mütter oft nicht erkennen, daß „nach dem 4. Monat“ und „im 5.
Monat“ dasselbe bedeutet.
Die
verfrühte Beikostgabe ist jedoch nicht nur kostenintensiv, sondern fördert
auch die Entstehung von Allergien. Außerdem muß der Darm des Kindes erst
reif genug werden, um die neuen Lebensmittel gut verdauen zu können. Babys
sind nun mal keine kleinen Erwachsenen, die im 2. Lebenshalbjahr schon
problemlos Bratwürstel, Eis, Schokolade und Pommes frites verkraften können.
Ihr Geschmack ist überdies noch unverfälscht und viel feiner ausgeprägt.
Daher ist ein sanfter und schritt weiser Beikostbeginn den Bedürfnissen des
Kindes am besten angepaßt.
Gläschenkost
oder Selbermachen?
Mit
dem Beikostalter kommt auf viele Mütter die Frage zu, ob Gläschenkost oder
Selbstgekochtes die bessere Variante ist. Der Vorteil der Gläschenkost liegt
in der raschen und zeitsparenden Zubereitung in der regelmäßigen Kontrolle
der Zutaten. Denn Gläschen werden von den jeweiligen Produzenten, oft sogar
von deren Konkurrenz, und von der Lebensmittelpolizei speziell kontrolliert
und unterliegen strengen gesetzlichen Auflagen. Selbstgekochtes ist nur dann
eine gute Alternative, wenn Ihnen frische, biologische Lebensmittel zur Verfügung
stehen. Ein frischer geschabter Apfel bietet wertvolle Vitamine. Einige Gemüsesorten
(z.B. den nitratreichen Spinat) sollten Sie jedoch besser aus dem Glas
anbieten, um nicht das Risiko einer zu hohen Schadstoffbelastung einzugehen.
Daher ist es sinnvoll, sich zu informieren, welche Zutaten geeignet sind und
wie die Breie für die jeweilige Altersstufe zusammengesetzt sein sollen.
Erst
Gemüse und Fleisch - dann Obst und Getreide
Manche
Kinder benötigen eine - andere 3 Wochen, um von der ersten Kostprobe
Karottenbrei (wenige Löffelchen mittags) zur einer entsprechenden Menge (ca.
½ Gläschen) pro Mahlzeit überzugehen. Etwa im Abstand von einer Woche
kommen dann Kartoffel (als Karotten-Kartoffel-Brei) und später kleine Mengen
Fleisch (im Karotten-Kartoffel-Rindfleisch-Brei) dazu. Dadurch wird dem Kind
ausreichend Eisen und Eiweiß zur Verfügung gestellt, die es für sein
Wachstum braucht.
Nach
circa einem Monat wird eine 2. Milchmahlzeit durch einen Getreide-Obst-Brei
(z.B. Karotte-Apfel, Birne-Reis bzw. Apfel-Birne-Reis) ersetzt. Die
Obstmahlzeit wird bevorzugt vormittags oder nachmittags gefüttert und geht später
beim Umstieg auf die Familienkost in eine Zwischenmahlzeit (z.B. ein Brot mit
Obst oder ein Früchtejoghurt) über. Im 3. Beikostmonat (7. bis Anfang 9.
Lebensmonat) wird zusätzlich ein Getreide-Milchbrei (z.B. Haferbrei oder
Kindergries) in den Speiseplan aufgenommen, um den wachsenden Energiebedarf zu
decken.
Übergang
zur Familienkost
Zwischen
10. und 12. Lebensmonat beginnt der schrittweise Übergang zur Familienkost.
Das Interesse der Kinder, bei den Erwachsenen mitzuessen, tritt nun lautstark
zutage. Bieten Sie anfangs einfach diejenigen Lebensmittel, die Ihr Kind
bereits aus den Beikostbreien kennt (z.B. Karotten, Erbsen, Nudeln), einzeln
gekocht am Familientisch am. Dabei muß darauf geachtet werden, daß für das
Kind alle Speisen zerdrückt bzw. zerkleinert sind, damit es sich nicht daran
verschlucken kann.
Verwenden Sie bei der Zubereitung lieber frische Kräuter (Petersilie, Dille,
Basilikum) statt Salz. Sie können ja die speisen auf dem eigenen Teller bei
Bedarf nachwürzen. Nach dem 12. Monat können bereits kleinere Mengen an
Milchprodukten (Topfen, Joghurt) angeboten werden. Rohes Getreide (z.B. herkömmliche
Müsliflocken) sollten jedoch auch im 2. Lebensjahr vermieden werden. Es ist für
das Verdauungssystem des Kindes noch zu belastend.
Literaturtipps:
Nähere Information zum Beikostfahrplan und zur
Allergievermeidung im 1. Lebensjahr erhalten Sie im Buch " Essen und Trinken
im Säuglingsalter" ( € 16,50 )
Hilfestellung bei der
Selbstzubereitung finden Sie in der Broschüre "Rezepte und Tipps für Babys
Beikost" ( € 15,00 )
Wertvolle Unterstützung ab dem 2.
Lebensjahr bieten die Bücher " Essen und Trinken im Kinderalter" ( € 16,50 )
und Pfiffige Rezepte für kleine und große Leute" ( € 15,00 )
Alle
erhältlich zzgl. Versandkosten bei:
Verlag I. Hanreich
Esterhazygasse 7/2
1060 Wien
Tel.: (01) 504 28 29-1
Fax (01) 504 28 29 -4
E-Mail: verlag@kinderkost.com
Website:
www.kinderkost.com
Seminartermine:
Informationen zu aktuellen Seminaren über Säuglings- und
Kleinkinderernährung finden Sie unter
www.kinderkost.com
"Eltern Hotline
Ernährung":
Hilfestellung zur Ernährung von Mutter und Kind
bietet der Informationskreis Kind und Ernährung für seine Mitglieder dienstags
und donnerstags von 9.00 Uhr bis 11.00 Uhr unter Tel.: (01) 504 28 29-3
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Letzte Aktualisierung am 06.06.2005
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