Geburtsgeschichte
von Lilly und ihrer Tochter Laura Violetta
Seit der 32. SSW machen uns
fast tägliche Vorwehen schon ganz schön nervös. Doch das warme Bad hat
diese Fehlalarm-Wehen stets wieder verschwinden lassen. Mit der Zeit waren
wir nicht mehr bereit, uns täglich neu in ein "vielleicht aber heute
..." hineinzusteigern und so beschlossen wir, künftig völlig cool
zu bleiben. Schließlich hatte unser *Lichtlein* ja auch noch jede Menge
Zeit ...
Wen
wundert's also, dass wir ganz entspannt beschlossen, am 24. Juli unseren
dritten Hochzeitstag mit einem schönen Essen beim Italiener zu feiern.
Ich hatte mich etwas hingelegt, um für den schönen Abend fit zu sein und
als ich nachmittags aufstand, um René's schönen Rosenstrauß
einzuwässern, stand ich plötzlich selbst in einer Pfütze! Es war tatsächlich
.... Fruchtwasser! Es ging los ...
Um 16.00
Uhr treffen wir unsere wunderbare Hebamme Beate im Geburtshaus Nussdorf,
um festzustellen, wie *ernst* die Lage wirklich ist. Da das Köpfchen
unserer Tochter schon schön abdichtet und natürlich just heute kaum
ernst zu nehmende Wehentätigkeit zu verzeichnen ist, schickt uns Beate,
gut ausgerüstet mit dem berühmten Wehencocktail-Rezept und wehenfördernden
Globuli wieder heim. Sollten sich bis morgen früh keine Wehen einstellen,
müssen wir um 07.30 Uhr wieder nach Nussdorf kommen. Dann allerdings würde
sie die Wehen mit einem Prostaglandinzäpfchen künstlich einleiten müssen.
Da *eingeleitete Wehen* schon Philipps Geburt zu einem traumatischen
Erlebnis werden ließen, möchten wir diese Maßnahmen um jeden
Preis vermeiden ... wir wollen unbedingt eine natürliche Geburt und ich
flehe Beate an, mir dabei zu helfen. Sie beruhigt mich gleich und macht
mir Mut, dass es diesmal bestimmt nicht nötig werden wird.
Für unser geplantes Abendessen haben wir jetzt natürlich doch keinen
Nerv mehr und tauschen dieses gegen eine stärkende Portion Spaghetti in
der Korneuburger Pizzeria.
Erst gegen Mitternacht stellen sich endlich langsam Wehen ein. Erst mal in
10-5min- Abständen und noch relativ schwach. Bis 03.00 früh allerdings
nur mehr 3min zwischen den auch schon recht starken Wehen (dachte ich da
jedenfalls noch *gg*).
René hatte sich zum Kräftesammeln noch ein wenig hingelegt und so
veratme ich die ersten stärkeren Wehen gemeinsam mit Philipp vor dem
Fernseher.
Da man mir während der Schwangerschaft immer wieder versichert hatte,
dass diese zweite Geburt viel schneller vorangehen wird, machen wir uns um
04.00 früh nun also endgültig auf den Weg ins Geburtshaus. Philipp, der
mich bis dahin so lieb unterstützt hatte, möchte uns nun doch auch
gleich begleiten.
Um 04.30
untersucht mich Beate - der Muttermund ist 4-5 cm geöffnet. Ich freue
mich auf die schöne Nussdorfer Badewanne, die ich nun endlich benützen
darf. Das warme Wasser ist herrlich entspannend in den Wehenpausen, aber,
so sehr ich auch von einer Wassergeburt geträumt hatte, habe ich dann
doch das Bedürfnis wieder eine Weile den Boden unter meinen Füssen zu spüren.
Philipp schläft eine Runde auf den gemütlichen Korbstühlen im
Wintergarten vor unserem Geburtszimmer und der Hasenmann geht mit mir im
wunderschönen morgengrauen Garten fleißig spazieren, um die Wehen weiter
anzuregen.
Um 06.30
zeigt eine weitere Untersuchung, dass der Mumu jetzt (erst) 6-7cm eröffnet
ist. Ich bin ein wenig frustriert, mit der angekündigten schnellen Geburt
scheint es ja wohl nichts zu werden ...
Weil ich so bettle, darf ich noch einmal in die Wanne. Hier kann ich
besser entspannen und während der Wehen hänge ich mich an ein Stoffseil,
das über der Wanne montiert ist, was hilft, die Kraft besser zu übertragen.
Beate schickt René ein wenig spazieren, hilft mir, in den Wehen die
Energie zum Kind zu atmen und spendet mir in den Pausen mentale Kraft,
massiert mir das Kreuzbein und flösst mir immer wieder Wasser ein. Auch
beim Gebären ist viel trinken also wichtig ;-))
Ich fühle mich schon ziemlich erschöpft und ertappe mich dabei, wie ich
in den Wehenpausen richtig wegschlummere. Das ist dann für Beate doch
etwas zu viel Entspannung - so stark sind meine Wehen nämlich sowieso
nicht.
Also, raus aus der Badewanne .... :-((
Um 09.00
sind die Herztöne unserer Tochter immer noch wunderbar und der Muttermund
ist endlich 9cm offen. Allerdings bildet er noch einen Saum rundherum, der
es dem Baby erschwert, zu passieren, außerdem ist das Köpfchen auch noch
nicht ordentlich runter gerutscht. Beate massiert während der Wehen den
Muttermund, mixt
mir noch einen
homöopathischen Drink und schickt uns noch mal in den Garten zum Spazieren
*keuch*. Diesmal finde ich das Gehen (das ohnehin mehr ein Schleichen und
Schleppen ist) aber gar nicht mehr lustig. Ich konzentriere mich während
der Wehen brav zu einem positiven offenen "Jaaaaahh", das dem Muttermund helfen soll, sich endlich
ganz zu öffnen. Diese Stunde erscheint mir endlos und die Schmerzen
langsam unerträglich. Der Hasenmann spricht mir unaufhörlich Mut zu und
tröstet mich, wenn ich glaube, es einfach nicht zu schaffen.
Gegen 10.30
zitiert mich Beate aufs Bett, um ein paar "Gymnastikübungen" zu
machen. Ich versuche mich gegen das Liegen zu wehren, aber sie überzeugt
mich davon, dass wir etwas tun müssen, um dem Baby ein wenig behilflich
zu sein. Naja, da ist mir Gymnastik dann schon lieber als der Wehentropf
....
Mit einer geheimnisvollen Mischung aus Zilgrei, Shiatsu und Akupunktur
bearbeitet mich Beate während der folgenden zehn Wehen lang. Es ist eine
unglaublich schmerzhafte Prozedur, als Beate mein abgewinkeltes Bein in
den Wehen in Richtung Kopf drückt und mein Becken schaukelt, um es
unserer Kleinen möglich zu machen, endlich noch das nötige bisschen
tiefer zu rutschen.
11.00 -
endlich Beates erlösende Worte: "Sie ist frei!!!!". Nun steht
meinem Pressen nichts mehr im Weg. Um meine Kräfte nicht zu schmälern, lässt
mich Beate nun nicht mehr in die Wanne, sondern überredet mich auf den
Gebärhocker. Dialoge mit ihr, wie: "Ich kann nicht mehr!"
"Doch, du kannst!" - "Beate, ich schaff's einfach
nicht!" "Doch, du schaffst es!" werden mir immer in
Erinnerung bleiben.
Wiederum hängt ein Seil über mir, an das ich mich während der Wehen
klammern kann und ich pendle jetzt zwischen Sprossenwand und Gebärhocker.
Kurz vor
halb zwölf kommt Philipp, den René während der letzten schlimmen Zeit
draußen beschäftigt hatte, um zu sehen, wie weit es ist ..... gerade
rechtzeitig - denn seine kleine Schwester erblickt um 11.32 Uhr das Licht
der Welt.
Beate kniet
vor mir. nimmt unser kleines blaues Bündel in Empfang und legt es
vorsichtig zu meinen Füssen. Ich bin völlig fassungslos, schaue nur
immer wieder abwechselnd das Baby und Beate an und danke ihr unaufhörlich,
dass sie mir soviel Kraft und Mut gegeben hatte, DAS zu schaffen.
Nicht zuletzt ihrer großen mentalen Unterstützung, dem unendlichen Verständnis,
mit dem sie meine Wut und meine Kraft hervorlockte und mich vom Kopf in
den Körper geleitete, verdanken wir unser wunderschönes und vor allem völlig
natürliches Geburtserlebnis, wie wir es uns so sehr gewünscht hatten..
Leise niest unser Baby und blickt ganz neugierig in die Welt blickt -
unsere Tochter ist da!
Wenig später kuscheln wir uns alle gemeinsam in das große gemütliche
Bett und bestaunen unsere Kleine nun erst mal gebührend!
Nach einer
ausgiebigen Dusche, den Untersuchungen vom Gynäkologen und Kinderarzt und
einem Glas Sekt mit den Hebammen zur Feier des Tages, verlassen wir dann
schließlich um 16.30 Uhr - mit ein wenig Wehmut und viel Dankbarkeit im
Herzen - das wunderschöne Geburtshaus Nussdorf und gehen durch das große
Tor mit unserer kleinen Tochter in ein neues Leben hinaus ....
Diesmal ...
... wollte
ich es einfach besser machen. Für mich, aber auch für mein Baby.
Ich wollte in keinem Krankenhaus mehr entbinden - schließlich war ich ja
nicht krank, ganz im Gegenteil. Ich fühlte mich stark und sicher, und war
in Zuversicht verbunden mit dem kleinen Menschlein, das da in meinem
dicken Bauch heranwuchs. Gemeinsam würden wir das große Ereignis Geburt,
das uns da bevorstand, schon meistern.
Diesmal wollte ich nach der Entbindung nicht traurig, frustriert und
geschockt sein, wie nach Philipps Geburt, sondern glücklich,
zufrieden und stolz - ein kleines Fest sollte es werden!
Vor allem aber wollte ich nicht, dass noch einmal jemand einfach über
meinen Kopf hinweg Entscheidungen für oder über mich trifft, weil er ja
der Arzt ist und ich NUR die Frau. Diesmal wollte ich ganz bewusst und
primär beteiligt sein und mit liebevollem Respekt behandelt werden. Und
zwar von Menschen, die auch schon viel über die Zusammenhänge von Körper
und Seele nachgedacht haben und mich deshalb nicht während der Wehen
anschnauzen würden, dass ich nicht so laut schreien soll und sich dabei
der Kontraproduktivität dieser Anweisung zum Geburtsvorgang noch nicht
mal bewusst sind!
Ich wollte nicht mehr in eine Situation kommen, in der man mich nötigen würde,
stundenlang am Rücken zu liegen und dann in dieser Stellung auch noch zu
gebären, wodurch man mich damals um die Unterstützung der
Anziehungskraft von Mutter Erde brachte ...
Diesmal
wollte ich mir alle Zeit nehmen, die ich hatte, für mich den richtigen
Platz für eine natürliche und schöne Geburt nach meinen Vorstellungen
zu finden.
Bei einem Informationsabend im Geburtshaus Nussdorf hörte ich Sätze wie
z.B. "das Wissen ums Gebären wohnt als alte Weisheit dem Körper
jeder Frau inne" und "... was wir über das Gebären wissen,
haben wir von Frauen gelernt" und "... wir möchten den
Kreislauf Angst - Verkrampfung - Schmerzen unterbrechen ..." .
Ich war begeistert!
Dass hier primär Homöopathie, Aromatherapie, Akupunktur und diverse
Hausmittel (dem Kirschkernsäckchen, das mich dort stundenlang begleitet
hatte, bin ich heute noch für die Linderung meiner Rückenschmerzen
dankbar *g*) zum unterstützenden Einsatz kommen, hat mich persönlich natürlich
auch sehr angesprochen, aber auch die natürliche, menschliche und
respektvolle Einstellung des gesamten Nussdorf-Teams, der Ärzte wie auch
der Hebammen.
Die Frage
der medizinischen Versorgung im Notfall stellte sich uns dann natürlich
aber auch. Wiewohl das Geburtshaus auch für Notkaiserschnitte ausgerüstet
ist, kommt es in kritischen bzw. problematischen Fällen zu einer
Verlegung in ein Krankenhaus.
Wir haben gemeinsam über diese Situation nachgedacht, kamen aber sehr
bald zu dem Schluss, dass wir eigentlich davon überzeugt sind, dass mir
eine liebevolle, entspannte und angstfreie Umgebung mit persönlicher
Betreuung eher eine komplikationslose Geburt ermöglichen wird, als die für
mich so ungemein bedrückende und beängstigende Atmosphäre eines
Krankenhauses.
Und - für den Ernstfall - wäre ein Transport in eine Klinik ja ohnehin
auch in derselben Zeit abgewickelt, in der man dort den Operationssaal
vorbereiten müsste.
Über den Kostenfaktor mussten wir glücklicherweise nicht nachdenken,
weil wir ja schon vor einigen Jahren unsere private Krankenversicherung
abgeschlossen hatten, damit wir uns den schönstmöglichen Ort zum Gebären
aussuchen konnten, wenn es dann soweit war.
Im Geburtshaus macht man es sich in einem der schönen Geburtszimmer
bequem (wenn man noch kann ;-)) ), bringt sein Baby zur Welt, kuschelt in
einem großen gemütlichen Doppelbett solange man möchte. Man kann
*seiner* Hebamme alle nur erdenklichen Löcher in den Bauch fragen. Während
sich die frischgebackenen Mamis dann ein bisschen ausrasten, wird den
Papis das Baden und Wickeln gezeigt. Die Hebamme nimmt ihnen dabei die
Angst, dass sie das kleine Menschlein zerbrechen könnten und erinnern
immer wieder an den anstrengenden
Weg, den es gerade völlig unbeschadet
hinter sich gebracht hat. Man kann bleiben, solange man möchte
(mindestens drei Stunden MUSS man), meist eben, bis man sich sicher genug
fühlt. Und wann immer man Lust hat, packt man seine Siebensachen und
macht sich auf den Heimweg.
Die *eigene* Hebamme kommt ja ohnehin schon am nächsten Tag nach Hause
und sieht nach dem Rechten bei Mutter, Kind aber auch dem Vater,
beantwortet alle auftretenden Fragen, hilft bei Stillproblemen, wischt
eventuell aufkeimende Tränen der Wochenbettdepression weg und ist einfach
da ...
Natürlich ist sie auch jederzeit telefonisch erreichbar, falls etwas
Unvorhergesehenes oder Dringendes passiert, und das ist ein wahrlich
beruhigendes Gefühl. Ich denke, so wird es wahrscheinlich früher gewesen
sein. Wo die weisen alten Frauen die jungen Mütter in allen Lagen unterstützt
haben und ihnen so die Sicherheit vermitteln konnten, dass alles ganz natürlich
ist. Und gut, so wie es ist.
Wie ja nun schon aus unserem obigen Geburtsbericht hervor geht, haben wir
unsere Entscheidung für das Geburtshaus Nussdorf natürlich in keinem
Moment bereut. Ganz im Gegenteil. Es tut mir immer ein bisschen leid, wenn
Frauen auch heute noch von muffeligen Krankenschwestern, unfreundlichen,
gereizten Hebammen und überheblichen, respektlosen Ärzten erzählen.
Weil ich denke, dass jede Frau das Recht darauf haben sollte, in einem
derart geschützten liebevollen Rahmen voller Respekt und Mitgefühl,
voller Anerkennung und Kompetenz, gestärkt und gestützt ihr Kind zur
Welt zu bringen. Und ein Fest zu feiern - .... wie wir es durften :-))
Doch vielleicht ist auch das ein Recht, das man sich einfach nehmen muss
.... ?
Vielen herzlichen Dank an
Lilly
!!
Wer mehr über Laura Violetta erfahren möchte, schaut ganz einfach auf
ihrer
wunderschönen
Homepage vorbei
>>>
Letzte Aktualisierung am 20.10.2007
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