Stillerfahrungen. Frauen berichten über das Stillen

Erfahrungsberichte über das Stillen

babystill2

Jede Frau macht eine ganz persönliche Stillerfahrung im Laufe Ihrer Stillzeit durch.  Aus diesen Erfahrungen würden manche Frauen sicherlich sehr profitieren und hätten daher die nötige Motivation um weiter zu machen. Wir  möchten daher die folgenden Seiten nutzen um auch Eure ganz persönlichen und einzigartigen Stillerfahrungen weiter zu geben. Wenn auch Ihr Beiträge dazu beitragen möchtet, könnt Ihr uns diese hier zu kommen lassen.
Herzlichen Dank für Eure Unterstützung!

Werbung:

Buchstabenzug24.de

Petra erzählt über ihre Erfahrungen mit der elektrischen Milchpumpe

Ich schreibe meine Stillgeschichte auf um anderen Müttern Mut zu machen, die sich vielleicht in einer ähnlichen Situation befinden, in der ich damals war. 

Nach einer komplikationsträchtigen Schwangerschaft kam unsere Tochter Julia mittels Notsectio am 9. August 2000 in der 26 + 0 SSW zur Welt. Sie war 910 g schwer und 36 cm lang. 

Nach der Operation lag ich also wieder in meinem Zimmer, unser Kind auf der Neonatologie am anderen Ende des Hauses. Alles was ich von Julia wußte war, dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging – und ein Foto hatte ich von ihr.  Neuigkeiten erfuhr ich anfangs nur durch meinen Mann weil es mir am ersten Tag einfach nicht möglich war, die „weite Reise“ zur „Neo“ zu machen. 

Am 1. Tag nach der Operation kam eine Schwester und brachte mir eine elektrische Milchpumpe. Sie erklärte mir wie sie funktioniert und meinte es wäre am besten, wenn ich regelmäßig alle 4 Stunden abpumpen würde.

Gesagt – getan.

Ich pumpte also jeweils um 6, 10, 14, 18, 22 und 2 Uhr ab – immer 3 x 5 Minuten mit jeweils ca. 1 Minute Pause.

Bereits die ersten Pumpversuche brachten mehr Erfolg als erwartet – zumindest sagten das die Schwestern im Kinderzimmer, denen ich immer die frisch abgepumpte Milch zum Einfrieren brachte.

Nun konnte ich mir auch erklären, warum ich schon die letzten 2 Monate meiner Schwangerschaft nicht mehr ohne Stilleinlagen aus dem Haus gehen konnte weil schon so viel Vormilch auslief.

Am 2. Tag nach der Operation kam dann der richtige Milcheinschuss.

Dieser Tag war zugleich auch der Anfang der Muttermilch-Ernährung unserer kleinen Julia.

Um 21 Uhr bekam sie zum ersten Mal 1 ml (damalige Menge pro Mahlzeit) davon – ich war überglücklich!!

In weiterer Folge zeigte sich, dass sie die Muttermilch um vieles besser vertrug als die Frühchen-Fertignahrung und so dauerte es nicht lange, bis alle 8 Mahlzeiten nur mehr aus Muttermilch bestanden – gesteigert von 1 ml aufwärts.

Meine Milchmenge wurde immer größer, das Gefrierfach im Kinderzimmer wurde schön langsam zu klein und so mußte mein Mann mit Kühlakkus kommen und die Milchpäckchen zu uns nach Hause auslagern.

Am 9. Tag nach der Operation durfte ich das Krankenhaus verlassen. Über einen Verordnungsschein hatte ich mir für zuhause eine elektrische Milchpumpe organisiert und so ließ sich auch dort der 4-Stunden-Rhythmus problemlos fortsetzen.  Problemlos ist allerdings gut gesagt – mit dem Abpumpen allein war es ja plötzlich nicht mehr getan. Es war ja niemand da, dem ich die abgepumpte Milch einfach in die Hand drücken konnte. Ich mußte sie nun selbst in sterile Plastiksäckchen umfüllen, diese verschließen, was am Anfang gar nicht so einfach ist und dann noch die Pumpgläser sterilisieren weil ich sie ja für den nächsten Pumpvorgang wieder brauchte. Alles in allem dauerte dieser Vorgang ca. 45 Min. – der Rekord lag bei 37 Minuten (gemessen beim Pumpvorgang um 2 Uhr früh um nicht einzuschlafen).

Tagsüber war es zwar um vieles leichter, aber da stellten sich dafür dann andere Probleme: zum Beispiel das Einkaufen. Es ist gar nicht so leicht, sich in der verbliebenen Zeit zwischen den Pumpvorgängen ins Auto zu setzen, in einen Supermarkt zu fahren, manchmal auch in zwei wenn man bei einem nicht alles bekommt, sich mit vielen Leuten an der Kasse anzustellen und dann noch rechtzeitig zum nächsten Pumpvorgang wieder zuhause zu sein.

Aber der Gedanke an unsere kleine Julia, die schon soviel Lebenswillen zeigte, ließ mich das alles leichter ertragen.

Nach ca. 2 Wochen kam er erste – zwar immer befürchtete aber eigentlich doch nie erwartete – Milchstau. Ich produzierte mittlerweile eine Tagesmenge von ca. 1,5 l und das machte mich entsprechend müde, hungrig und ich fühlte mich total unförmig. Auf dem Bauch konnte ich auch nicht liegen.

Ich weiß es noch ganz genau: wir wollten wegfahren und so pumpte ich die 18-Uhr-Ration schon um 17 Uhr ab. „Ist ja wohl nicht so tragisch“, dachte ich mir. Als wir zurückkamen klingelte an der Tür – die Nachbarn kamen auf einen Drink. Die Runde war so gemütlich, dass ich also um 22 Uhr überhaupt keine Lust hatte, mich vor die Pumpe zu setzen und so war es schließlich 23 Uhr bis ich abpumpte.

Aber bereits um 2 Uhr früh bekam ich die Rechnung für meine „Schlamperei“ präsentiert: Meine rechte Brust schmerzte entsetzlich – ich konnte sie nicht einmal berühren so weh tat sie. Außerdem war sie ganz hart und heiß. Na gut – her mit dem ersten Topfenwickel. Es wäre ja alles kein Problem gewesen, hätten wir Topfen im Kühlschrank gehabt. Aber so – ich mußte also warten bis in der Früh der Bäcker aufsperrte. Aber weder bei dem noch in einem anderen Geschäft in unserer Nähe konnte ich den Topfen bekommen. Ich fühlte mich wirklich mies.

So suchte ich Rat im Mütterheim. Dort wurde mir gesagt, dass ich wohl doch den 4-Stunden-Rhythmus genau einhalten müsse, weil ich einfach so viel Milch hatte, dass es zu gefährlich wäre mal eine Stunde früher oder später abzupumpen. Ich bekam einen Synto-Spray und pumpte meine schmerzende Brust komplett leer. Danach fühlte ich mich um vieles besser.

Mein Mann hatte mir inzwischen den Topfen besorgt und eine Reserve gleich dazu und nach ca. 1,5 Tagen ging es mir wieder gut.

Ich schwor mir, dass mir so etwas nicht mehr passieren würde!!

Ganz genau hielt ich nun die Pumpzeiten ein.

Unsere Julia entwickelte sich über die Maßen gut. Sie nahm sogar mehr zu, als den Ärzten lieb war. Man rechnet bei Frühchen mit ca. 10 g pro Tag, unsere Julia aber nahm zwischen 20 und 30 g pro Tag zu – ernährt wurde sie mittlerweile ausschließlich mit meiner Milch.

Schon bald starteten die ersten Trinkversuche mit dem Fläschchen und auch hier zeigte sich, dass unsere kleine Julia offensichtlich ein „Naturtalent“ war: Sie konnte Saugen, Schlucken und Atmen eigentlich sofort erstaunlich gut koordinieren, was eigentlich niemand so wirklich geglaubt hatte. Bei einem Gewicht von 1.380 g wurde die Sonde entfernt und schon bald begannen wir auch mit den ersten Stillversuchen.

Nun hatten Julia und ich aber wirklich ein Problem: ihr Mund war noch so klein, dass sie die Brustwarze nicht wirklich fassen konnte. Zum Glück gab es Stillhütchen mit deren Hilfe es nach wenigen Fehlversuchen doch recht bald klappte und Julia mühelos alle Mahlzeiten direkt von der Brust trinken konnte.

Mit 1.480 g entschieden die Ärzte, dass sie ab jetzt trinken durfte wann und wieviel sie wollte. Die erste Mahlzeit umfasste 100 ml (Sollmenge vorher war 27 ml!!).

Nun war es aber so, dass meine Milchmenge immer noch um vieles mehr war als unsere Tochter tatsächlich trank und so pumpte ich weiter ab und fror die Milch ein. Mittlerweile hatten wir auch schon unsere Verwandtschaft mit Milch „beliefert“, weil bei einer Tagesmenge von ca. 1,8 l in unserer Gefrierkombi schlicht und einfach kein Platz mehr war.

Ich versuchte also auf Anraten der Schwestern in der Neo zunächst einmal den nächtlichen Pumpvorgang um 2 Uhr zu streichen – mit dem Ergebnis, dass ich gleich den nächsten Milchstau hatte. Aber mit derselben Prozedur wie beim ersten bekam ich auch diesen innerhalb kurzer Zeit in den Griff.

Nach einigen Wochen war es soweit, dass ich nachts nicht mehr in einem „Milchbett“ aufwachte und alles nass war und ich nach langer Zeit wieder die ersten erholsamen Nächte hatte in denen ich durchschlafen konnte. Auf dem Bauch konnte ich zwar nach wie vor nicht liegen, aber die Lebensqualität hatte sich doch deutlich verbessert.

Für meine kleine Julia stand ich nun täglich von 8 – 22 Uhr auf Abruf bereit um sie zu stillen wenn sie Hunger hatte – dann musste es allerdings sehr schnell gehen weil sie innerhalb kürzester Zeit in lautstarkes Geschrei ausbrach und durch nichts mehr zu beruhigen war – auch nicht durch einen Schnuller, den sie übrigens auch heute noch absolut verweigert. Hier muss ich allerdings gestehen, dass ich enorm im Vorteil gegenüber anderen Müttern war weil wir direkt gegenüber dem Krankenhaus wohnen.

Julia trank wirklich von Tag zu Tag braver und teilweise so unglaubliche Mengen, dass alle auf der Station nur noch den Kopf schüttelten und manchmal auch mit kleiner Sorge ihren riesigen Bauch betrachteten.

Jetzt mussten wir eigentlich nur noch warten, dass sie noch ein bißchen größer wurde und dann stand einer Entlassung wohl nichts mehr im Wege.

Wir hatten nur noch ein kleines Problem: die Stillhütchen. Sie waren für Julia schon so zu Gewohnheit geworden, dass sie in ohrenbetäubendes Zorngeschrei ausbrach sobald ich versuchte, sie ohne die Hütchen anzulegen.

„Also gut“, dachte ich, „dann trinken wir eben MIT den Hütchen“. Eigentlich war doch das Wichtigste, dass sie überhaupt von der Brust trank. Ob MIT oder OHNE Hütchen war in diesem Fall eher zweitrangig. Insgeheim wünschte ich mir natürlich schon sehr, dass wir es doch irgendwann einmal OHNE schaffen würden.

Die Schwestern der Station, die doch wohl schon einige Erfahrung mit stillenden Müttern hatten, meinten, es wäre sehr, sehr schwierig einem Kind die Stillhütchen wieder abzugewöhnen und so machte ich mir nicht allzuviel Hoffnung, dass mir das wirklich gelingen würde.

Genau 2 Monate nach der Geburt durfte ich unsere Julia nach Hause holen (9. 10. 2000).

Anfang November machte ich mit Julia den ersten größeren Ausflug nach OÖ – zu meiner Mutter.

Bereits am ersten Tag passierte etwas völlig Verblüffendes – verblüffend deshalb weil ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte.

Mangels einer Babybadewanne nahm ich Julia mit Hilfe meiner Mutter zu mir in die große Badewanne.

Plötzlich brach der Hunger aus – und was für einer noch dazu!

So, jetzt war die Misere perfekt – die Stillhütchen lagen irgendwo – weit weg von der Badewanne auf jeden Fall. Also musste es wohl oder übel OHNE gehen – und was soll ich sagen: ES GING – und seither brauchten wir nie wieder ein Stillhütchen.

Ich habe unsere Julia 8 Monate voll gestillt, dann schön langsam mit der Beikost angefangen und mit etwas über 1 Jahr abgestillt – dieser Zeitpunkt war für uns beide optimal.

Sicherlich müssen viele Faktoren zusammenspielen damit sich ein Kind SO komplikationslos entwickelt wie unseres, aber ich persönlich bin davon überzeugt, dass die Muttermilch ein durch nichts ersetzbarer Bestandteil in der Entwicklung unserer Julia war.


Stillen in der Öffentlichkeit

Leider ist das Stillen in der Öffentlichkeit auch in der heutigen Zeit ein „Streitthema“. Eigentlich sollte man meinen, daß im Jahre 2007 die Menschen nicht mehr so gehemmt, spießig und intolerant sind. Dabei handelt es sich hier tatsächlich nur um etwas sehr natürliches, nämlich das stillen eines Hungerbedürfnisses eines Neugeborenen Menschlein.

Auch ich hab schon in der „Öffentlichkeit gestillt, und wenn ich mal für alle Mütter sprechen darf, keine „packt ihre Brust so auß“, daß sie jeder sehen kann, da zieht man vorsichtig das Shirt etwas hoch, gerade so, daß das kleine Baby trinken kann, dennoch zieht man die Blicke anderer auf sich. Da gibt es solche und solche Blicke, die einen schauen mehr oder weniger erboßt, nach dem Motto: „Wie kann die nur so einfach in der Öffentlichkeit stillen, das macht man doch nicht“ und die anderen ergötzen sich an dem Anblick einer stillenden Frau, auf daß man doch einen Blick auf die Brust erhaschen könnte.

Soll sich denn eine Frau, deren Baby unterwegs Hunger bekommt, auf irgendeine öffentliche Toilette verdrücken, damit sie keine unverständlichen oder aber „notgeilen“ Blicke auf sich zieht ?
Ich muß zugeben, wenn es sich vermeiden ließ, hab ich nicht auf einer Parkbank oder in einem Restaurant gestillt, denn es IST einfach unangenehm, weniger wegen den Leuten, die kein Verständnis dafür haben, sondern mehr wegen denen, die die Frau während des stillens mit ihrem Blick am liebsten ausziehen würden, die Rede dabei ist natürlich von Männern. Wirklich schlimm, daß das stillen immer noch nicht als etwas ganz natürliches angesehen wird. Und wirklich schlimm, daß sich viele Frauen tatsächlich erst nach einem ruhigen Ort umsehen müssen, bevor sie ihrem Säugling ihre Milchnahrung geben können. Jedes mal wenn ich eine Frau sehe, die in der Öffentlichkeit stillt, denke ich, „toll, wie mutig die ist“ ! Gut, daß es auch Frauen gibt, die sich da nicht s drauß machen, aus den unterschiedlichen Blicken der Leute.

Das letzte mal, als ich unseren Kleinen gestillt habe, war ich in der Schweiz an einer Liegewiese, dort saß ich auf einer Bank und ich bin echt positiv überrascht worden…
Niemand sah mich an, als täte ich etwas schlimmes, im Gegenteil, man konnte regelrecht bemerken, wie die Menschen dieses respektierten, indem sie eben nicht auf mich starrten, sondern mir den Eindruck vermittelten, als handele es sich hierbei um etwas völlig normales, was es ja schließlich auch ist. Eine Frau saß genau neben mir auf dieser Bank, sie sprach mich einfach an, sie war weder verlegen, weil ich neben ihr stillte, noch erboßt, sie verhielt sich einfach NORMAL, unterhielt sich mit mir, fand es toll, daß ich stille, und überhaupt…..

Wenn es doch hier im Deutschen nur auch so wäre, warum sind die Menschen hier nur so verklemmt ?

Mein Gott, es sind unsere Nachkommen, die etwas gesundes zu trinken bekommen, sollen die Leute das doch einfach mal objektiv sehen, und nicht anders.
Ihr stillenden Frauen, laßt Euch nicht unterkriegen, und schon gar nicht vergraulen, es gibt nichts schöneres, als ein zufriedenes Baby an Mamas Brust !
lg Ayleen


Meine Stillerfahrung mit Julia

Unseren Sohn Mathias habe ich aus viel zuviel Unerfahrenheit und Selbstvertrauensmangel mal nach 6 Wochen abgestillt und das habe ich über die Jahre sehr bereut. Als ich bei Julia dann nach vielen Versuchen doch schwanger wurde, war meinem Mann und mir von Anfang klar, so wie es bei unserem Sohn war, durfte es nicht enden. Mathias leidet seit Geburt an Neurodermitis und wir haben uns bei verschiedenen Ärzten über das erneute Risiko erkundigt und wie man dies etwas verringern könnte. Wir bekamen von vielen Stellen zuhören mindestens 6 Monate voll zu stillen und was daraus geworden ist, könnt Ihr hier erfahren:

Julia kam am 28.07.00 auf die Welt und war eine Spontangeburt. Es ging alles so schnell, mein Mann und ich waren eigentlich von Mathias her noch viel anderes gewöhnt. Julia wurde einer kurzen ärztlichen Kontrolle unterzogen, da die Geburt sehr schnell vor sich ging wurde Ihr dabei das rechte Schlüsselbein gebrochen. Danach wurde Sie mir auf den Bauch gelegt. Und dieses Bild vergessen wir nie. Julia gab uns zu verstehen, dass sie nach oben wollte und das zarte Mündchen versuchte was zu finden. Und siehe da, Sie hat es geschafft. Sie hat auf Anhieb gesaugt, als ob Sie es schon eine Ewigkeit gemacht hätte. Während meines Krankenhaus Aufenthaltes hatte ich immer Unterstützung durch meine Hebamme und das Stationspersonal und Julia durfte 24 Stunden an meiner Seite verbringen. Das war mir von Anfang an sehr wichtig. Julia wurde immer nach Bedarf angelegt. Am dritten Tag bekam ich meinen Milcheinschuss der mir etwas Probleme bereitet. Die Hebamme machte mir Quarkwickel und kalte Umschläge. Julia verweigert immer meine rechte Brust. Wir haben andere Stillpositionen ausprobiert, aber Sie hielt nicht viel davon. Da meine Brüste spannten und mit Ausstreichen, Quarkwickel und kalte Umschläge nichts zu machen war, hat meine Ärztin gemeint ich solle Julia stillen und die restliche Milch abpumpen. Damit bekam ich meine Anfangsprobleme recht gut in den Griff.

Zu Hause angekommen haben mein Mann und ich gleich klar gestellt, dass wir keine Ratschläge benötigen und es mögen nicht alle gleichzeitig zu uns kommen. Ich habe Julia immer nach Bedarf angelegt und habe immer wieder mit gestauter Milch zu kämpfen gehabt. Habe immer wieder Quarkwickel und kalte Umschläge gemacht. Und eine Sorge hat uns Julia immer noch gemacht. Wegen dem Bruch des Schlüsselbeines wollte Sie einfach nicht an die rechte Brust. Ich habe verschiedene Stillpositionen durch probiert und habe Sie auch schon im Schlaf gezielt versucht zuerst dort anzulegen, leider ohne Erfolg. Nur in die Nähe dieser Brust zu kommen, hat Sie sich mit Armen und Beinen geweigert. Ich habe dann entschlossen, diese Seite einfach abzupumpen und Ihr dies aus der Flasche zu geben. Aber das wollte Sie schon gar nicht. Schob mit Ihrer Zunge immer die Flasche wieder heraus. Einfach nur die linke Brust war für Sie okay. Nach zwei Monaten nur links zu stillen und rechts abpumpen, war für mich der Zeitpunkt gekommen um was daran zu ändern. Da habe ich mich mit meiner Hebamme in Verbindung gesetzt und mich erkundigt, wie dies mit dem nur einseitigen stillen wäre. Julia trank immerhin schon längere Zeit nur an der linken Brust und die Flasche mit der abgepumpten Milch von der rechten Brust nahm Sie ja nicht. Die Hebamme gab meinem Vorhaben recht und ich habe einfach zu Julia gesagt : Da du die Flasche und meine rechte Brust nie ganz akzeptiert hast, gibt es daraus einfach nichts mehr. Ich konnte und wollte nicht mehr so weiter machen. Mein Ziel war es immerhin 6 Monate voll zu stillen und unter diesen Umständen hätte ich es nicht geschafft. Mein erster tiefer Punkt war gekommen, wo ich aufhören wollte mit dem stillen. Julia bekam ihren Wachstumschub und ich war nur noch mit stillen beschäftigt. Jeder fragte nur nach dem Befinden von Julia und was war mit mir? Ich war total erschöpft und fragte mich immer wieder was steht dafür um es soweit zu kommen zu lassen, dass man sich seiner Gefühlswelt nicht mehr bewusst ist. Was man möchte und was nicht? Dank der tatkräftigen Unterstützung durch meinen Mann und unseren Sohn haben wir solche Krisen recht gut in den Griff bekommen. Ich konnte mich in der Zeit wo Julia schlief immer wieder auch hinlegen und mich ausruhen. Und die Hausarbeit konnte warten bzw. mein Mann erledigte die nötigsten Sachen.

 Julia kam sehr gut damit zurecht, dass es nur noch links was zu trinken gab. Sie blühte richtig auf und ich war irgendwie innerlich traurig, dass ich es nicht geschafft habe Julia zum beidseitigen stillen zu animieren. Mit der Zeit habe ich mich dann damit abgefunden. Besser so, als Sie hätte gar nicht mehr gewollt. Meine rechte Brust machte mir arg zu schaffen. Sie spannte und spannte immer mehr. Ich streifte die Milch bis zur Erleichterung dort aus und machte Quarkwickel und legte Eis auf und mit der Zeit regulierte sich die Milchbildung dort bis eines Tages fast nichts mehr kam. Heute sieht es zwar etwas komisch aus. Die rechte Brust ist viel kleiner als die linke. Ich hoffe, dass sich dies dann nach der Stillzeit wieder normalisiert. 

Ich habe Julia immer nach Bedarf angelegt und zu jeder Tages- und Nachtzeit. Wann immer Julia es wünschte. Wir hatten keinen fixen Rhythmus, dass unseren Verwandten nicht immer ganz gefiel. Wenn Julia sich nach kurzer Zeit wieder meldete, hieß es nur, gib dem Kind was anständiges zu essen, sie hat schon wieder Hunger. Die wird mit deiner Brust nie satt. Julia schlief die Nacht auch nie durch. Das ich mir aber ab und zu mal sehr gewünscht hätte. Gib dem Kind die Flasche und Sie wird durch schlafen. Solches und mehr haben wir unzählige Male gehört.  Und diese Sätze machten mir anfangs sehr zu schaffen. Ich war mir aber ganz sicher, dass Julia genug mit der Brust bekommt. Sie war nach der Stillzeit immer ganz friedlich und lächelte einem entgegen und die Windeln waren auch immer durch nässt. Also was mochte man mehr. Die Nächte waren ab und zu auch mal anstrengend, wo ich jede halbe Stunde Julia gestillt habe und am Morgen nicht aus dem Bett kam, weil ich einfach zu müde war. Und da ich nur linksseitig stille, haben wir alle Wachstumschübe gemeistert. Und auf das bin ich sehr stolz.

Am 28.12.00 bekam ich eine Sturzblutung. Die einfach nicht aufhören wollte. Mir ging es jeden Tag schlechter und schlechter. Mein Kreislauf fiel in den Boden, weil ich zuviel Blut verloren habe. Am 31.12.00 entschieden wir uns dann ins Krankenhaus zu fahren und ich bekam Hormone um den Hormonhaushalt wieder in Ordnung zu bekommen. Auf die Frage, wie dies sich mit dem stillen vertragen würde, wurde uns nur gesagt, meine Gesundheit sei wichtiger. Aber normalerweise würde sich dabei nichts ändern bzw. würde dem Kind nicht  schaden. Nach zwei Tagen haben wir aber bemerkt, dass die Medikamente doch Nebenwirkungen hatten. Julia weinte nach jeder Stillmahlzeit ganz entsetzlich. Was war nur los? Die Milch ist zurück gegangen durch die Medikamente. Und nun, fragte ich mich? Fertigsäuglingsnahrung kam für uns nie in Frage, wegen dem fremden Eiweiß. Wir hatten es immerhin 5 Monate geschafft voll zu stillen. Als erstens brauchten wir unsere Reserven von eingefrorenen Muttermilch wiederum mittels Flaschenversuch auf. Julia verweigerte die Flasche und wir kauften andere Flaschenaufsätze. Mit Latexaufsätzen hatten wir etwas mehr Erfolg. Ich habe Julia zuerst an die Brust angelegt und danach mittels aufgetauter Muttermilch fertig „gestillt“. Aber die Reserven waren nach einer Woche auf gebraucht und danach kochte ich etwas Wasser mit einem Schuss Rahm und Reisschleim auf und gab es Julia. Aber Sie wollte dies nicht mehr aus der Flasche und deshalb habe ich es Ihr ganz einfach dicker gemacht und Ihr dies mit dem Löffel gegeben. Das schmeckte Ihr sehr gut. Und wir waren leider eine Woche vor 6 Monaten damit konfrontiert worden mit der Zufütterung. Nach dem ich die Medikamente fertig genommen habe, habe ich auch die Milchmenge wieder steigern können.

Für Julia war aber klar, sie wollte nun aber weiterhin mehr als nur Mamas Brust. Die Löffelkost gefiel Ihr einfach zu gut und auf die wollte Sie nicht mehr verzichten. Ich habe Julia als Anfangskost geriebene Äpfel gemacht und Ihr zwei Wochen nur diese Löffelweise versucht. Damit ich sicher gehen konnte, dass es Ihr gut tut. Den Rest habe ich Julia gestillt. Mit 6 1/2 Monaten hat Julia das erste Mal so richtig zu gebissen, dass ich an die Decke springen konnte. Sie hatte zwar noch keine Zähne, aber es tat höllisch weh. Zwei Tage später hatte Sie Ihren ersten Zahn. Und danach ging das beißen weiter. Sie nahm mich irgend wie nicht ganz ernst, mit dem was ich sagte, dass Sie nichts mehr bekommen würde, wenn Sie weiter beißen würde. Ich habe jedes Mal wenn ich Julia anlegte, schon Panik bekommen, wenn Sie nun wieder zu beißen würde. Eines Tages machte ich aber bei Julia ernst, als Sie wieder unverhofft Zubiss. Nahm Sie weg und sagte ganz laut einfach: NEIN, so gibt es nichts mehr. Sie weinte zwar ganz erbärmlich, aber meine Brustwarze war schon ganz offen. Julia wollte immer wieder angelegt werden im Laufe des Tages, aber ich war ganz stur und sagte einfach nein. Abends vor dem zu Bett gehen, habe ich Ihr nochmals zu verstehen gegeben, dass man nicht beisst. Sie sah mich ganz bittend dabei und ich habe Julia angelegt und hatte dabei im Hinterkopf schon wieder, wenn Sie wieder zu beisst, was dann? Aber ja Julia hat nicht wieder gebissen. Sie hat mich ganz verstanden, was ich Ihr zu verstehen gab und ich war endlich wieder glücklich.

Anfangs wollte ich eigentlich nur die 6 Monate stillen, aber in der Zwischenzeit hat sich vieles geändert. Wir haben alle zwei Wochen ein neues Lebensmittel ausprobiert und so die Stillmahlzeiten reduziert. Julia hat vor dem 1. Geburtstag keine Milch- und Milchprodukte bekommen zur Vorbeugung von Neurodermitis. Und man glaubt es kaum, Julia war bis auf die Windpocken und den Soor eigentlich nie ernsthaft krank.

Bezüglich Mundsoor möchte ich den Stillenden Mütter noch einen Tipp mit geben. Lassen Sie sich auch behandeln. Der Soor ist ein Pilz und geht auch in die Brust über, wenn es auch nicht immer die Ärzte gerne zu geben. Es wird immer nur das Kind behandelt, aber die Mutter vergisst man ganz einfach und der Kreis findet nie ein Ende. Der Soor kommt immer und immer wieder, wenn Sie nicht auch mit behandelt werden. Sie merken es sehr bald, wenn Ihr Brust schmerzt und sticht, wie man mit einem Messer darauf stechen würde. Wir haben damals für unsere Tochter Daktarin- Gel für den Mundbereich und Candio-Hermal soft- Paste für den Windelbereich bekommen. Mit dem Daktarin-Gel habe ich meine Brustwarze eingerieben und die Homöopathischen Borax D200 Globuli eingenommen und nach kurzer Zeit war alles wieder in Ordnung.

Und Julia ist heute 18 Monate und wird immer noch nach Bedarf 2- 3 mal täglich gestillt. Morgens, abends und eventuell mal nachts. Und Julia schläft mal nachts durch und dann wiederum nicht. Und heute bekommen wir ab und zu mal zu hören, wie lange ich noch vor habe Julia zu stillen. Sie würde nie mehr von mir los kommen. Na ja dazu will ich nur sagen, lasst die Menschen reden. Jede Mutter weiß am Besten, was dem Kind am besten bekommt. Und was gibt es gesünderes als die Muttermilch. Und an ein Ende denken wir beide glaube ich noch nicht so schnell. Wir genießen einfach diese Stillzeiten noch ganz bewusst und wir haben viele Höhen und Tiefen gemeinsam gemeistert. Und jede Stillbeziehung ist was einzigartiges, wie unsere Kinder es auch sind.

Und Julia hat sich am 03.03.2002 entschieden nicht mehr gestillt zu werden. Alle meine Einfälle wie es noch funktionieren könnte für ein weiter stillen haben versagt. Ich werde diese Entscheidung nun akzeptieren müssen. Ich habe ja immer gesagt: Julia darf entscheiden, wenn sie nicht mehr gestillt werden möchte. 19 Monate haben wir es beide gemeinsam durch Höhen und Tiefen gemeistert und ich bin auch ganz stolz auf diese Leistung. Den es war nicht immer leicht.


Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen